Vor einigen Jahren wurde in Opladen ein neuer Busbahnhof gebaut.
Zeit, sich einmal anzusehen, was dabei für die Fahrgäste von
Bus und Bahn herausgekommen ist.
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Das war der alte Busbahnhof! | ||
Immerhin hat das Projekt so um die 15 bis 20 Millionen DM
gekostet.
Zunächst hört sich das ganz gut an, so als wäre dies
Geld für die Förderung und Verbesserung des öPNV (öffentlicher
PersonenNahVerkehr) ausgegeben worden.
Tatsächlich aber kann davon kaum die Rede sein. Ein sehr
großer Teil dieses Geldes ist dem Autoverkehr zugutegekommen.
Im Einzelnen:
Vor dem Bau des neuen Busbahnhofen waren die Bushaltestellen
bzw. der alte Busbahnhof etwa 150 Meter Fußweg vom Opladener
Bahnhof entfernt.
Daran hat sich nichts geändert.
Aber vorher hatte der Fahrgast, der vom Busbahnhof kam, nur
eine wenig befahrene Zufahrtsstrasse zum Bahnhof oder
aber noch die Bahnallee zu überqueren. Je nach angestrebter
Bushaltestelle hatte der Fahrgast also garkeinen oder nur
einen (Auto)Verkehrsstrom zu überqueren.
Im Zuge des "Busbahnhofbaus" ist eine neue und vielbefahrene
Autostrasse gebaut worden.
Wer jetzt vom Bahnhof zum Busbahnhof will, hat zwei
Auto-Verkehrsströme zu überwinden!
Fazit: Die Situation des Fahrgastes, der nicht das Auto,
sondern für den ganzen Weg öffentliche Verkehrsmittel
nutzt, verschlechtert sich durch den Bau des Busbahnhofes
eher. Der Weg vom Bahnhof zum Busbahnhof ist gerade für
Reisende mit Gepäck nach wie vor unzumutbar weit, statt
einer müssen in Zukunft auf dem Weg vom Bahnhof zum Bus
bahnhof zwei vielbefahrene Strassen überquert werden.
Ganz anders stellt sich die Situation für Autofahrer dar:
Unter dem Titel "Busbahnhof Opladen" ist nämlich eine grosse
Zahl von Parkplätzen gebaut worden. Direkt vor dem Bahnhof
gelegen, teilweise direkt am Gleis, so daß der Zug
direkt vom Auto aus mit wenigen Schritten zu erreichen
ist.
Was hier gebaut worden ist, nützt nicht dem öffentlichen
Personennahverkehr, sondern nützt dem Autoverkehr.
Park & Ride ist ein Konzept mit dem Auto und für das
Auto.
Jeder dieser hier angelegten Parkplätze dürfte locker
so um die 15 000 DM gekostet haben, immerhin handelt es
sich um ein grosses, zentrumsnahes Grundstück in hochwer
tiger Innenstadtlage.
Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Anlage von
Parkplätzen auf etwa 5 Millionen DM alles unter dem
Etikett "Busbahnhof Opladen".
Allein von den Zinsen diese Geldes könnte man 500 Fahr
gästen eine Jahresabo zur Verfügung stellen, mit dem
diese kostenlos von zu Hause auf mit Bus und Bahn nach
Köln oder Düsseldorf fahren könnten.
Für 5 Millionen DM hätte man auch den Busverkehr vom und
zum Opladener Bahnhof so verdichten können, daß praktisch
niemand mehr für diese Fahrt das Auto nehmen müßte.
Stattdessen wird der Autoverkehr massiv gefördert. Denn
jetzt nach dem Bau des Busbahnhofes ist das Autofahren
noch attraktiver als vorher geworden:
Mit dem Auto kann man praktisch bis unmittelbar an die
Gleise fahren, und in jedem Falle ist der verbleibende
Fußweg für die Autofahrer kürzer als der Weg, den die
Benutzer von Bahn und Bus zurücklegen müssen.
Der Neubau des Busbahnhofes ist Opladen ist eine Fehlinvesti
tion in beträchtlicher Grössenordnung.
Tatsächlich wird mit einem erheblichen Anteil der Gesamtsumme
nicht der öffentliche Nahverkehr, sondern der Autoverkehr
gefördert und attraktiver gemacht.
Nicht nur im Hinblick auf das Gesamtkonzept ist der Bau
des Busbahnhofes verfehlt. Es gibt noch eine Vielzahl
von weiteren Punkten, die deutlich machen, daß es hierbei
eben nicht um eine Verbesserung des öPNV, sondern um eine
Verbesserung der Bedingungen für das Auto geht; und schon
garnicht haben Umweltgesichtspunkte bei der Planung
irgendeine Rolle gespielt.
Dies wird zum Beispiel deutlich an der Abholzung der Böschung,
die bisher die Gleisanlagen am Bahnhof Opladen von der
Opladener Innenstadt abgrenzte. Sie war dicht bewachsen
und sah sehr gut aus, vor allem stellte sie einen gewissen
Lärmschutz dar gerade angesichts der nachts fahrenden
Güterzüge nicht unwichtig und schließlich war sie auch
eine Sauerstoff produzierende und Staub filternde grüne
Oase. Gerade in Opladen ist die Luft sehr hoch mit Schad
stoffen belastet, um so wichtiger war dies Grün; im Zuge
des Baus des "Busbahnhofs" ist es beseitigt worden.
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Schön grün war es am "alten" Busbahnhof | ||
Es hätte bessere Alternativen für den Busbahnhof gegeben:
Nämlich genau da, wo die Parkplätze gebaut worden sind. Aber
kaum wurde dies Gelände seinerzeit frei, wurden gleich Fakten
geschaffen und Weichen gestellt, indem zunächst provisori
sche Parkplätze angelegt wurden.
Interessant war auch der zeitliche Verlauf der Bauarbeiten:
Im Februar 1993 waren die folgende Teile der Baumaßnahmen,
die unter dem Etikett "Busbahnhof Opladen" geführt wurden,
praktisch fertig:
der Neubau der Bahnallee;
der Neubau der Strasse im Gleisdreieck;
die Parkplätze am Bahnhof.
Noch nicht einmal annähernd fertig, nicht einmnal
im Rohbau, war der Busbahnhof selbst.
Auch hier wird deutlich, daß bei diesem ganzen Projekt
der Strassen und Parkplatzbau Priorität hatten.
Daß der Autoverkehr in Leverkusen Vorrang vor allem anderen
hat, ist seit langem bekannt; was hier neu ist, daß Strassen
und Parkplatzbau unter dem Etikett "Busbahnhof" verkauft wird
und aus für den Ausbau des öPNV vorgesehenen Mitteln finan
ziert wird.
Park & Ride, das wurde schon gesagt, ist ein Konzept
für's Auto und nicht für den öffentlichen Nahverkehr.
Dieser Park & RidePlatz, der hier angelegt worden ist,
unterscheidet sich darüber hinaus auch in einem wesent
lichen Merkmal von anderen P&R Plätzen:
Andere solche Parkplätze liegen am Rand grosser Ballungs
zentren, also meist in dünnbesiedeltem Gebiet an den
Endhaltestellen der Stadt oder Strassenbahnen.
Ganz anders hier: Dieser Park&RidePlatz liegt mitten
in der Opladener Innenstadt, wo er nun wirklich überhaupt
nicht hingehört. Opladen selber hat schon eine Grösse und
Verkehrsdichte, daß es mehr als angebracht ist, über die
Reduzierung des Autoverkehrs nachzudenken.
Statt dann den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu
machen, wird hier mitten in der Stadt ein riesiger
Parkplatz angelegt.
Das führt zu einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen, z.B.
auf der ohnehin hoch belasteten Quettinger Strasse.
Geradezu erschreckend ist, daß seit Jahren darüber geredet
wird, den vorhandenen Fußgängertunnel unter den Gleisen so
umzubauen, daß die Bahnsteige von dort aus zugänglich
sind.
Denn das würde eine echte Verbesserung für Bus und Bahnfahrer
bringen: Alle, die mit dem Bus aus Richtung Quettingen und
Lützenkirchen kommen, hätten deutlich kürzere Wege zum Zug.
Auch hier wird deutlich, daß es bei diesem ganzen Projekt
überhaupt nicht darum ging, die Benutzung öffentlicher Ver
kehrsmittel attraktiver zu machen.
Besonders erschreckend ist, daß eine alte Eisenbahnerstadt wie Opladen
so sehr auf den Autoverkehr setzt. Sogar heute noch gibt es ein Bahn-Ausbesserungswerk
in Opladen!
Was ist es, das viele Menschen lieber anderwo einkaufen und bummeln lässt
als in Opladen?
Nicht der angeblich fehlende Parkraum ist es unserer Meinung nach, sondern
das Fehlen des Charmes und der Anziehungskraft, den eine gepflegte Tradition
einer Stadt gibt!
Und für die Kunden, die mit Bus und Bahn kommen, spielt z.B.
auch eine Rolle das Fehlen von Schließfächern, in denen man
bzw. Frau die Einkäufe abstellen und unbeschwert weiter bummeln und
einkaufen kann!
Weder am Bahnhof noch am Busbahnhof gibt es Gepäckschließfächer
- wer mit Bus und Bahn zum Einkaufen kommt, ist gezwungen, nach dem ersten
größeren Kauf den Einkaufsbummel abzubrechen.
Schade, daß die alte Eisenbahnerstadt Opladen als heutiges Leverkusen -Opladen sowenig auf die eigenen Wurzeln, auf die eigene Tradition baut.
- Dies ist die überarbeitete Fassung eines Papieres aus dem Jahr 1993 -
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