ConsumentenBund e.V.


Car-Sharing: Ein fragwürdiges Konzept

Stellungnahme und Überlegungen des ConsumentenBund zum Thema "Auto-Teilen":

"Car-Sharing" ist derzeit viel im Gespräch. In der Diskussion zu diesem Thema wird die Hoffnung betont, Car-Sharing werde ein Beitrag zur Verhinderung des "Verkehrsinfarktes" sein. Viele halten Car-Sharing auch für einen Beitrag zum Umweltschutz.

Der ConsumentenBund e.V. hält Car-Sharing für ein sehr fragwürdiges Konzept. Denn der Grundgedanke ist, das Autofahren billiger zu machen, indem die Fixkosten (Anschaffung, Steuer, Versicherung usw.) auf mehrere Personen oder Familien verteilt werden.

Beim Car-Sharing wird nicht die Zahl der Fahrten mit dem Auto wesentlich reduziert, sondern nur die Zahl der Fahrzeuge, mit denen diese Fahrten gemacht werden.

Unter dem Gesichtspunkt der Kosten wird durch Car-Sharing das Autofahren also sogar attraktiver.

Es bleibt für die "Gelegenheitsfahrer" (und nur für diese ist Car-Sharing interessant) bei der Orientierung auf und der Gewöhnung an das Auto.

Die souveräne Nutzung des Angebotes öffentlicher Verkehrsmittel erfordert dagegen - auch bei einem guten Angebot des öffentlichen Verkehrs, wie es in vielen Städten gegeben ist - Umdenken, Planung und Umgewöhnung, also komplexe Lernprozesse.

Wenn aber ein Auto - per Car-Sharing noch dazu zu einem gegenüber dem eigenen Auto günstigeren Preis - zur Verfügung steht, ist zu befürchten, daß doch gewohnheitsmäßig wieder das Auto genommen wird.

Car-Sharing kann sogar ein "Umsteigen" vom öffentlichen Nahverkehr auf das Auto zur Folge haben. Denn der "Einstiegspreis" für die Möglichkeit zur häufigeren Autonutzung wird mit Car-Sharing deutlich vermindert.

Car-Sharing ist ein Konzept für das und mit dem umweltzerstörenden Auto: Auch "geteilte" Autos machen Lärm und erzeugen Kohlenmonoxid und viele andere giftige Abgase. Auch "geteilte" Autos erzeugen das Treibhausgas CO2. Nicht zuletzt können auch geteilte Autos an Unfällen mit Toten und Verletzten beteiligt sein. Und die Stickoxide, aus denen der Ozonsmog entsteht, kommen auch aus "geteilten" Autos.

Es ist keineswegs so, daß die Zahl der Autos durch Car-Sharing unbedingt vermindert wird.

Car-Sharing funktioniert ja nicht so, daß die "alten" Autos der Car-Sharing-Teilnehmer "aufgebraucht" würden. Vielmehr werden die bisherigen Autos verkauft und fahren weiter mit neuem Besitzer in der Gegend herum. Nach dem Ausstieg aus dem "eigenen" Auto fahren also dieses und weiterhin der entsprechende Anteil am "gesharten" Auto in der Gegend herum - statt eines Autos also dann etwa 1 + 1/12 Autos.

Car-Sharing ist vom Prinzip her nichts Neues. "Geteilte" Autos kann man auch bei jeder Autovermietung bekommen. Gegenüber den "konventionellen" Autovermietungen ist beim Car-Sharing lediglich anders, daß die Formalitäten reduziert sind und die Stellplätze der Autos dezentralisiert sind - und es derzeit billiger ist. Billiges Autofahren aber wird wohl kaum dazu führen, daß weniger Auto gefahren wird, und ist mit Sicherheit kein Beitrag zum Umweltschutz.

Wir schätzen Car-Sharing ein als die Erschließung eines neuen Autovermietung-Marktsegmentes durch eine Anzahl kleiner Firmen (die Rechtsform der Car-Sharing-Organisationen ist oft die GmbH).

Während sich die "grossen" Autovermieter vor allem auf das Unfallersatzgeschäft und Geschäftskunden konzentrieren, sprechen die Car-Sharing-Firmen in erster Linie Privatkunden an. Daß kleine Firmen oft besseren Service bieten als grosse, ist bekannt. In diesem Fall sind das die dezentralen Stellplätze und die reduzierten Formalitäten.

All die vielen Argumenten gegen das Auto allgemein sprechen auch gegen "gesharte" Autos: Viel zu hoher Energieverbrauch, Lärm, Unfälle, Umweltverschmutzung, Ozonsmog.

Darüber hinaus wird die Vermarktung der "geteilten" Autos beim Car-Sharing auch noch mit sehr fragwürdigen Umweltargumenten betrieben.

Das geht dann sogar soweit, daß z.B. auf dem Kölner Klimatag im September 1994 ein Auto (!) präsentiert wurde.
Ein Auto als Beitrag zum Umweltschutz ?

Und neuerdings hat Car-Sharing auch den "blauen Engel" erhalten. Wobei diese Auszeichnung in diesem Falle mindestens genauso fragwürdig ist wie etwa bei "besonders leisen" Motorrasenmähern.

Auf dem 8.Bürgerinitiativen-Verkehrskongreß, der vor einiger Zeit in Frankfurt stattgefunden hat, wurde ein Benzinpreis von 6.- DM gefordert.

Die Begründung für diese Forderung ist einleuchtend: Erst bei einem Benzinpreis in dieser Höhe würde das Auto "kostendeckend" fahren, d.h. soviel kostet die Autonutzung tatsächlich bei Berücksichtigung aller vom Autoverkehr verursachten Kosten und Schäden (Unfälle, Umweltschäden usw.).

Car-Sharing zielt dagegen in die entgegengesetzte Richtung. Durch Car-Sharing wird das Autofahren billiger; der Anreiz, wegen des (gegenüber dem eigenen Auto) deutlich günstigeren Preises Bus und Bahn zu benutzen, wird geringer.

Im Interesse der Umwelt ist Mobilität ohne Auto das bessere Konzept. Die Bahn, der öffentliche Nahverkehr oder das Fahrrad bieten oft gute Alternativen zum Auto.

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